Die Medaille

Wir tun was!

In der Medaille, die der Künstler Karl-Ulrich Nuß für die „Initiative Sicherer Landkreis“ entworfen hat, finden sich zwei wesentliche Aufgabenstellungen geschickt bewältigt: Es sind dies die Auseinandersetzung mit der künstlerischen Tradition der Medaille sowie die Visualisierung der Anliegen der „Initiative Sicherer Landkreis“. Wie die in der italienischen Frührenaissance, vor allem von Pisanello, entwickelte Form der Medaille besitzt die Nussche Medaille keine gesetzliche Zahlungskraft. Allerdings sprengt ihr beachtlicher Durchmesser den sonst üblichen münzähnlichen Rahmen. Die Wahl des Materials Bronze entspricht wiederum der Tradition, nicht jedoch die Bearbeitung desselben: Statt in glattpoliertem Flachrelief ragen die Figuren in rauem, teils schuppenartigem Hochrelief empor. Die üblicherweise auf dem Revers platzierte allegorische Darstellung hat den traditionellen Profilkopf der zu ehrenden Person vom Avers verdrängt, sinnvollerweise, da es hier keine Person zu ehren, sondern die Anliegen einer Initiative zu veranschaulichen gilt. Das Revers ist dem Motto der Medaille, „Wir tun was!“ gewidmet. Die allegorische Szenerie des Avers zeigt zwei Figuren, von denen die eine zu stürzen scheint. Sie wird jedoch aufgefangen von der anderen Figur, die ihr helfend beide Arme entgegenstreckt, wobei sie sich auf ihr rechtes Knie stützt. Genau im Mittelpunkt der Medaille treffen die Hände der beiden Figuren zu einem Haltemotiv zusammen, das den Kernpunkt des Kunstwerkes bildet, so wie im Zentrum der Arbeit der „Initiative Sicherer Landkreis“ die Hilfe zu besserem Zusammenleben steht. Die Kreisform der Medaille kann in Bezug gesetzt werden zum Wirkungskreis der Initiative.

Über das aktive Moment der Hilfsaktion, betont durch das Motiv der bewegt über den Rand der Bronzescheibe hinausragenden Beine der Figuren, gelingt es, eine Brücke zu schlagen zum Motto „Wir tun was!“:Tatkräftiger Einsatz wird hier postuliert, wobei das Motto, formuliert als Feststellung, zugleich einen Imperativ impliziert.

Die Medaille kann, gleichwohl sie für einen speziellen Zweck entworfen wurde, als exemplarisch für das weitere Werk des Plastikers Karl-Ulrich Nuß gelten. Seine Arbeiten sind zentriert um die menschliche Figur. Seit 1978 sind Figuren vornehmlich auf horizontalen oder vertikalen Platten zu unterschiedlichen Anordnungen gruppiert, anhand derer menschlich-gesellschaftliche Beziehungen aufgezeigt werden. Die Medaille mit dem Motto „Wir tun was!“ ist eine eindrückliche Umsetzung dieser Thematik, bei der eine wünschenswerte Art der menschlich-gesellschaftlichen Beziehung in den Mittelpunkt gerückt ist.

Cornelia Lund, M.A.

Stuttgart

Der Künstler

Karl-Ulrich Nuss

Geboren 1943 in Stuttgart

1961 – 1964 Studium an der Staatlichen Höheren Fachschule für das

Edelmetallgewerbe Schwäbisch Gmünd; Abschluss als Ziseleur

1964 – 1966 Studium an der Hochschule für Künste Berlin bei Prof. Joseph Lonas und Prof. Bernhard Heiliger

1969 Meisterschüler bei Prof. Heiliger

1972 – 1979 Lehrbeauftragter für „Plastisches Gestalten“ an der

Fachhochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

seit 1970 Freischaffender Bildhauer und Ateliergemeinschaft

mit dem Vater Fritz Nuss in Weinstadt-Strümpfelbach

Zum Werk von Karl-Ulrich Nuss

Sprühende Vitalität, sinnliche Ausdruckskraft und Absage an falsches Pathos sind die Kennzeichen im Schaffensprozeß des Bronzeplastikers Karl-Ulrich Nuss.

Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur. Waren es in den 60er Jahren intim gestaltete Statuetten und feingliedrige Figurengruppen, so sind es seit 1978 verstärkt Figurationen auf horizontaler oder vertikaler Platte, die durch die Art ihres Zueinanders gesellschaftliche und individuelle menschliche Beziehungen deutlich machen.